Eine ausgewogene, gesunde Ernährung ist gerade auch für CLL-Patient:innen wichtig, um den Körper mit allen nötigen Vitaminen und Nährstoffen zu versorgen. Darin ist sich die medizinische Fachwelt einig. Doch das zu erreichen ist oft nicht ganz einfach. Denn häufig leiden Menschen mit CLL unter Appetitlosigkeit oder empfinden eine Abneigung gegen bestimmte, für eine gesunde Ernährung grundlegend wichtige Lebensmittel. Viele Krebspatient:innen hoffen auch, dass ihnen spezielle Diäten gegen die Erkrankung helfen könnten. Expert:innen warnen jedoch vor zu einseitiger Ernährung. Was also tun? Um diese Fragen geht es im folgenden Text.
Was rät die Medizin in Sachen Ernährung?
Es gibt eine Reihe von Ernährungsempfehlungen, bei denen sich die Expert:innen weitestgehend einig sind. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer, IARC), die zur Weltgesundheitsorganisation gehört, hat dazu einen Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung veröffentlicht.
Es geht dabei um Maßnahmen, die helfen sollen, um der Entstehung einer Krebserkrankung vorzubeugen. Die Expert:innen raten unter anderem:
- Essen Sie häufig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse.
- Schränken Sie Ihre Ernährung mit kalorienreichen Nahrungsmitteln ein (hoher Fett- oder Zuckergehalt) und vermeiden Sie zuckerhaltige Getränke.
- Vermeiden Sie industriell verarbeitetes Fleisch; essen Sie weniger rotes Fleisch und salzreiche Lebensmittel.
Eine detailliertere Übersicht mit weiteren ernährungswissenschaftlich fundierten Ratschlägen finden Sie in den zehn Tipps der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Wenn bei Krebspatient:innen der Appetit ausbleibt
Viele Krebspatien:innen würden die Ratschläge zur gesunden Ernährung gerne beherzigen, doch oft lässt sich das nicht so einfach umsetzen. Denn viele von ihnen leiden unter Appetitlosigkeit. Etwa die Hälfte aller Krebspatient:innen verliert dadurch gegen ihren Willen an Fett- und Muskelmasse und damit an Körpergewicht.
Hilfe auch bei Ernährungsberater:innen suchen
„Das“ Mittel gegen Appetitlosigkeit gibt es nicht. Wichtigste Ansprechpartner:innen bei dem Thema sollten die Haus- oder Fachärzt:innen sein. Als hilfreich kann es sich erweisen, wenn Patient:innen sich Hilfe bei Ernährungsberater:innen suchen und gemeinsam einen abwechslungsreichen Speiseplan erstellen. Dabei kann man sich durchaus an den Essenswünschen der Patient:innen orientieren, wobei idealerweise weniger tierische und mehr pflanzliche Nahrungsmittel auf den Teller kommen sollten.
Sehr fette Speisen, zum Beispiel Paniertes, Frittiertes, fette Braten, Fettgebackenes und Sahnetorte, sollten Krebspatient:innen allerdings möglichst meiden. Das gilt auch für scharfe, sehr saure oder sehr süße Speisen, die die Schleimhäute reizen können.
Oft verursacht auch „blähendes“ Gemüse Probleme bei der Verdauung, dazu zählen zum Beispiel Erbsen, Bohnen, Linsen, Kohl und Zwiebeln. Welche Nahrungsmittel besonders geeignet sind, hängt natürlich sehr vom Einzelfall ab.
Bei durch Krebs bedingter krankhafter Mangelernährung haben unterstützende Maßnahmen zu guten Ergebnissen geführt. Diese können aus einer Ernährungsberatung, individuellen Konzepten mit hochkalorischer, eiweißreicher Ernährung (zum Beispiel in Form von Proteinshakes), gezieltem körperlichem Training und psychologischer Unterstützung bestehen.
Ein Tipp bei Appetitlosigkeit: Stellen Sie sicher, dass trotzdem immer genug Nahrungsmittel im Haus sind und Sie nicht extra einkaufen gehen müssen, wenn sich unvermutet doch mal der Hunger meldet.
Weitere Möglichkeiten bei Appetitlosigkeit
Die Appetitlosigkeit kann durch die Krankheit selbst ausgelöst werden, sie kann aber auch eine Folge der Behandlung sein, etwa einer Chemotherapie. In so einem Fall könnten weitere Möglichkeiten in Betracht kommen:
- Vermeiden Sie Essensgerüche und lüften Sie gut
- Kochen Sie nach Möglichkeit nicht selbst
- Mahlzeiten sollten ansprechend zubereitet sein
- Essen Sie, worauf Sie gerade Lust haben
- Stellen Sie kleine Schalen mit Essen bereit, die zum Zugreifen verführen
Mehr Hinweise zur Ernährung speziell bei Leukämie und Lymphomerkrankungen finden Sie hier auf der Seite der Deutschen Leukämie und Lymphom-Hilfe.
Diät bei Krebs: Ratgeber versprechen häufig viel
Viele Ratgeber im Internet oder in Buchform versprechen, dass bestimmte Diäten die Krebserkrankung positiv beeinflussen können. Immer wieder erreichen „Krebsdiäten“ eine große Popularität. Expert:innen warnen allerdings vor zu einseitigen Diätkonzepten.
Welche Diäten gibt es für Krebspatient:innen?
Suchmaschinen zeigen zum Thema „Krebsdiät“ Hunderte von Ergebnissen an. Angepriesen werden da zum Beispiel Intervall- und Heilfasten oder die Konzentration auf angeblich hoch wirksame „Superfoods“. Immer wieder werden dabei große Versprechungen gemacht, die meist nicht zu halten sind.
In den vergangenen Jahren machten vor allem sogenannte ketogene Diäten Schlagzeilen, eine Ernährungsform mit extrem wenig Kohlenhydraten, viel Fett und Eiweiß. Aber: In Tierexperimenten kam es beim Test dieser Ernährungsweise nach einer anfänglichen Verlangsamung des Tumorwachstums teilweise sogar zu einem beschleunigten Wachstum der Tumorzellen. Letztlich fehlen aussagekräftige Studien, um die Wirksamkeit ketogener Diäten für den Menschen beurteilen zu können.
Was sagt die Wissenschaft zu „Krebsdiäten“?
Eine gesunde Ernährung kann helfen, Krebs vorzubeugen. Ein bereits existierender Krebs kann jedoch nicht durch eine Änderung der Ernährung zum Verschwinden gebracht werden. In der medizinischen Leitlinie zur CLL ist ausdrücklich erwähnt, dass „für spezielle „Krebsdiäten“ keine ausreichenden Daten existieren, die einen Einsatz rechtfertigen würden. Expert:innen warnen Krebspatient:innen vor zu einseitiger Ernährung. Patient:innen – gerade in Krebstherapie – können sich eine damit verbundene Gewichtsabnahme gesundheitlich oft nicht leisten.
Es gibt aber auch noch einen emotionalen Grund gegen „Krebsdiäten“: Strikte Ratschläge zum Verzicht auf liebgewordene Gerichte können Betroffenen auch ein Stück Lebensfreude nehmen.
An wen können sich CLL-Patient:innen mit Fragen zur Ernährung wenden?
Wichtigste Ansprechpartner:innen sind Haus- und Fachärzt:innen. Sie können die Patient:innen und ihre gesundheitliche Situation am besten einschätzen und Ernährungsempfehlungen geben. Sie können Patient:innen auch an professionelle Ernährungsberater:innen verweisen. Krankenkassen übernehmen bei qualifizierten Anbietern die Kosten der Beratung.
Zusammenfassung:
Menschen können durch gesunde Ernährung ihren Allgemeinzustand verbessern. Das gilt auch für Krebspatient:innen. Wer unter Appetitlosigkeit leidet, sollte darüber mit Haus-/Fachärzt:innen reden. Er findet außerdem bei Ernährungsberater:innen Hilfe bei der Erstellung eines passenden, gesunden Speiseplans.
Eine „Anti-Krebsdiät“ mit garantiertem Erfolgsrezept gibt es nicht – allen Versprechungen zum Trotz. Grundsätzlich gilt: Eine ausgewogene Ernährung – wie sie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt – ist für Krebspatient:innen wichtig, ein gesundes Körpergewicht ist wünschenswert.
Eine zu einseitige Ernährung kann jedoch – gerade für Krebspatient:innen – gefährlich werden, da es dadurch zu einem Mangel an Nährstoffen und einem Verlust von Körpergewicht und insbesondere Muskelmasse kommen kann.