Ein vollständiger Impfschutz mit allen empfohlenen Standardimpfungen ist wichtig im Kampf gegen Infektionskrankheiten – das gilt gerade auch für Krebspatient:innen. Doch je nach Therapie gibt es einige Dinge, die Betroffene beachten müssen, bevor sie sich impfen lassen.1
Krebs und das Immunsystem: Darum ist Impfen wichtig
Bei Menschen mit einer CLL-Erkrankung kann die Immunabwehr durch die Krankheit geschwächt sein. Sie sind dann, vor allem beim Fortschreiten der Erkrankung, anfälliger für Infektionskrankheiten.2 Das Immunsystem kann außerdem durch geschwächt werden. Im Fall von Menschen mit CLL haben zum Beispiel mögliche Behandlungen mit sogenannten Anti-CD20-Antikörpern und BTK-Inhibitoren eine entsprechende Wirkung.
Ist die körpereigene Abwehr zum Teil unterdrückt, können Infektionskrankheiten einen gefährlichen Verlauf nehmen oder sogar lebensbedrohlich werden. Deshalb brauchen Menschen mit CLL einen umfassenden Impfschutz, um ihr Risiko zu minimieren. Im Idealfall haben Sie mit Ihrem Behandlungsteam schon nach Vorliegen der Diagnose auch Ihren Impfstatus besprochen und holen fehlende Impfungen schnell nach oder frischen sie auf.1, 3 Auch vor dem möglichen Beginn einer Therapie sollte über das Thema Impfungen gesprochen werden.
Impfen bei Krebs: Darauf sollten Sie achten
Krebspatient:innen ohne eingeschränktes Immunsystem können geimpft werden wie gesunde Menschen. Liegt bei Ihnen aber eine Immunschwäche vor, gibt es einiges zu beachten. Während einer Krebstherapie sollten keine Lebendimpfstoffe zum Einsatz kommen. Totimpfstoffe sind dann möglich, wirken aber eventuell nur eingeschränkt.1, 4
Die Wahl des Impfstoffs1
Für Menschen mit einer Immunschwäche kommen nur bestimmte Impfstoffe uneingeschränkt in Frage, andere wiederum sind nur in Einzelfällen in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt zu verabreichen.
Totimpfstoffe enthalten abgetötete Viren oder Bakterien oder Bruchstücke dieser Erreger. Sie gelten in der Regel als sicher für Menschen mit eingeschränkten Immunsystem. Es kann aber je nach Ausprägung der Immunschwäche sein, dass die Impfstoffe eingeschränkt oder gar nicht wirken.1
Lebendimpfstoffe sind für Menschen mit einer Immunschwäche meistens nicht geeignet. Ihr Einsatz kann aber nach ärztlicher Absprache unter Berücksichtigung des individuellen Gesundheitszustands möglich sein.5 Diese Stoffe enthalten kleine Mengen lebender, vermehrungsfähiger Erreger. Diese sind zwar durch gezielte Veränderungen abgeschwächt, können sich bei Menschen mit einer eingeschränkten Immunabwehr aber im Einzelfall trotzdem vermehren und schwere Krankheitssymptome auslösen.1, 4
Immunschwäche: Welche Impfungen werden empfohlen?6
Unter anderem werden folgende Impfungen für Menschen mit einer angeborenen oder später erworbenen Immunschwäche empfohlen. Die Empfehlungen stammen von der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut (STIKO).
- Grippe (Influenza)
- Meningokokken
- Pneumokokken
- Keuchhusten
- Herpes Zoster (ab einem Alter von 50 Jahren)
Je nach Gesundheitszustand und Lebensumständen (zum Beispiel, wenn diese ein erhöhtes Infektionsrisiko bergen) können weitere Impfungen notwendig oder ratsam sein. Sprechen Sie dazu mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Reiseschutzimpfungen rechtzeitig planen
Für die Einreise in einige Länder sind spezielle Reiseschutzimpfungen notwendig, beziehungsweise werden empfohlen. Zum Beispiel empfiehlt die STIKO die Impfung gegen Hepatitis A und B.7 Hier spielt gute Planung eine wichtige Rolle. Denn beispielsweise bei Hepatitis B sind mehrere Impfdosen notwendig, um eine vollständige Immunisierung aufzubauen. Außerdem kann es mehrere Wochen dauern, bis sich die komplette Schutzwirkung entfaltet.
Impfung gegen Covid-19
So wie bei anderen Infektionskrankheiten ist bei Menschen mit einer Immunschwäche das Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 erhöht. Sie gelten als „besonders gefährdete Personen“, landläufig bezeichnet als Risikopatient:innen. Deshalb gilt auch für sie die generelle Empfehlung, sich gegen Covid-19 impfen und die Impfung mit entsprechendem zeitlichem Abstand zweimal auffrischen zu lassen. Darüber hinaus wird für Risikopatient:innen im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfung oder Infektion eine weitere Auffrischung, also eine vierte Impfung, mit einem Omikron-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoff empfohlen. Danach kann sogar, in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt, noch eine fünfte Impfung sinnvoll sein.8
Covid-19-Vorsorge mit monoklonalen Antikörpern
Eine weitere Möglichkeit der Covid-19-Vorsorge für Risikopatient:innen besteht in der Gabe von monoklonalen Antikörpern. Das sind biotechnologisch hergestellte Antikörper, die das Andocken der Viren an körpereigene Zellen unterbinden und so die Infektion verhindern oder zumindest abschwächen sollen. In der medizinischen Fachsprache wird dies als Präexpositionsprophylaxe bezeichnet. Immungeschwächte Personen haben einen Anspruch auf entsprechende, in der EU zugelassene Medikamente.9 Die vorbeugende Gabe von Antikörpern ist jedoch kein Ersatz für die Impfungen gegen Covid.
Zusammenfassung
Bei Menschen mit CLL kann durch die Erkrankung selbst sowie durch die Therapie die Immunabwehr geschwächt sein. Ein umfassender Impfschutz mit den von der STIKO empfohlenen Impfungen kann ihr Infektionsrisiko verringern. Patient:innen, die unter einer Immunschwäche leiden, müssen allerdings einiges beachten. Unter anderem können einige Impfungen während der Therapie nicht durchgeführt werden oder sie wirken nicht optimal. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann Ihnen sagen, welche Impfungen bei Ihnen notwendig, bzw. ratsam sind und zu welchem Zeitpunkt diese aufgefrischt werden sollten.
Referenzen
1 https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/entzuendung-und-infektion/vorbeugung.php
2 https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/chronische-lymphatische-leukaemie-cll/@@guideline/html/index.html
3 https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2022/dkfz-pm-22-47-Gerade-Krebspatienten-sollten-sich-impfen-lassen.php
4 https://reisemed.at/wp-content/uploads/2020/01/impfzentrum-alserstrasse-spezifische-prophylaxe-tropenmedizin-immunologie-allgemeinmedizin-gelbfieber-impfungen-krebserkrankungen.pdf
5 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2005/Sonderausgaben/Sonderdruck_STlKO-Hinweise_Nov-2005.pdf?__blob=publicationFile
6 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/34_20.pdf?__blob=publicationFile
7 https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Reiseimpfung/reiseimpfung_inhalt.html
8 https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/corona-impfung-2127758
9 https://www.zusammengegencorona.de/covid-19/covid-19-behandlung-arzneimittel-langzeitfolgen/
und
https://www.kbv.de/html/1150_58348.php